"Vielleicht bleibt von uns nicht mehr zurück, als ein Handabdruck“
(about column one)

Als im Jahre 1971, genau am 7. Januar 1971, ein junger Engländer, Noone Andrew Megason, durch Selbstmord einer seiner Inkarnationen, der „Genese des Haferschleims“, freies Spiel verschaffte, kam zur selben Stunde ein über & über mit roten Flecken bedeckter Körper zur Welt – in Persona Rabbit Schinalzki... (wie die Eltern ihr Kind in völliger Unwissenheit seiner Herkunft nannten). Noone Andrew war gegangen... um neu geboren zu werden.  9 Monate zuvor hatten 2 deutsche Brüder aus dem Städtchen Herzfelde, diese „Fehlgeburt der Mutter der Simulation“ öffentlich gefordert & in den Schoß der ahnungslosen Mutter teleportiert. Es war das Jahr in dem Cassius Clay seine große Niederlage erfuhr ...& doch blieb mehr zurück, als ein Handabdruck.
20 Jahre vergingen bis dieses Wesen auf zwei Reisende und ihren übergewichtigen Hund traf und durch einen eingefügten Nebensatz (als Teil der Anrede) infiziert, wie er später zu sagen pflegte „befruchtet“, wurde. Schnell nahm er die ihm vorausbestimmte Position als Achilles Sehne eines größeren Körpers ein. Im geistigen Verbund mit den Reisenden, zwei Randfiguren der deutschen Realismusforschung, Eige Bollin & Eyn Lump, wurde  der Grundstein für eine der brüchigsten Ruinen & Zivilisationkloaken, seit der Einführung der Telekommunikation, gelegt. In der geistigen Umnachtung schwelender  Darmerkrankungen &  infektiöser Nervenleiden gaben sie diesem verfallenen & im Unrat verschiedener Verschwörungstheorien versinkenden Tempel den aberwitzigen Namen: Column one... Es sollte eine ideologische Plattform für die verschiedenen, aus den Darm- & Nervenleiden hervorgehenden Schriften und Thesen sein – die für sich allzu spezifisch & wenig verallgemeinbar waren – ja wie nackt dagestanden hätten. Ein Gewandt nun sollte genäht sein, wie von einem geschickten Schneider, die Teile an ihre beste Stelle setzend & dem Gesamtwerk eine nützliche Bedeutung zuweisend. Manifeste wurden verfasst & Laute in Folie geritzt. Ein Magaphon war zur Hand...
Doch schon bald nach der Fertigstellung dieses Gemäuers begannen erste Risse tiefe Narben in das marode Bauwerk zu schneiden. Labyrinthartige Gänge & Hänge entstanden & die ideologische Plattform wuchs zu und verrottete langsam unter dornigem Bewuchs. Bald war der Bau völlig ungeeignet für das Ideologisieren, für das Strukturieren ... selbst der fettleibige Hund verließ, seinen Besitzer Herrn Bollin im Schlepptau, die modrigen Hallen. In höchster Not wurden neue Schriften verfasst die den Prozess aufhalten, ja umkehren sollten... doch kaum hatte die Tinte das Blatt berührt, kaum war Licht auf das Filmband gefallen, kaum war der erste Ton der Kehle entwichen lösten sich die letzten Verankerungen der Grundmauern aus dem staubigen Erdreich & ein tiefes Grunzen ertönte in den Windungen des Labyrinths. Ein Grunzen wie aus 1000 Kehlen gleichzeitig gesprochen, als würden tausend Augenlieder zur gleichen Zeit schlagen. Es war ein Klang der Züge rückwärts fahren ließ – die mitfahrenden Reisenden jedoch nach vorne stieß, Zeitungen wurden in die tiefsten Schächte herabgelassen und in dem Wiederschein feurig leuchtender Gesichter mit flüssigem Metall übergossen. Scheiben zerbarsten in tausend kleine Teile, ohne das auch nur ein Teil aus dem Ganzen fiel. Alles Getier, welches sich in den Jahren seinen Weg zu den geheimen Gängen bis hin in den zentralen Liegesaal unserer Mitstreiter gesucht hatte, hob müde den Kopf & ließ den ohrenbetäubenden Ton durch den Körper fahren. Als das Grunzen nach einiger Zeit nur noch verloren und entkräftet durch die Gänge hallte war alles Getier fort. Still lag der Ort, die Mauern schwebten in dumpfer Vibration über uns Schlafenden.
Als wir betäubt von hundertjährigem Schlaf, unsere verfallenen Körper aufrichteten und das leise Rauschen der Bilder sich in greifbarer Nähe zu einem sauer riechenden, sich männlich wieder und wieder reproduzierenden Loch zusammengeballt hatte, begannen wir in den Vertiefungen unserer Backenknochen nach einem kleinen Gegenstand zu suchen. Tief gruben sich unsere Finger, an den Stimmbändern halt suchend, in unsere Körper und wanden sich geschickt bis in die letzten Winkel. Was wir zutage brachten waren unaussprechliche Schätze: ein altes Hundehalsband, eine verrostete kleine Nagelschere und einen bereits stark verdauten Bogen Papier, der Teile einer unserer ältesten Baupläne enthielt.

"Beeilung, bitte. Wir schließen." William S. Burroughs

"Wir haben schwere Zeiten hinter uns und der Himmel scheint sich auch nicht zu lichten. Die Tinte war noch nicht trocken, da kamen schon wieder neue Gewitterwolken auf uns zu. War es bisher möglich, einige Erfolge herbeizuführen, so sollte dies auf Grund einer Änderung nicht mehr möglich sein. –ohne Zweifel- Gegen eine solche Entwicklung werden wir uns massiv wehren. Dieses Thema muss immer und immer wieder diskutiert werden, bis eine andere Lösung gefunden ist." Jürgen Eckloff

"Wie lange braucht ein Mensch, bis er begreift, dass er nicht will und nicht wollen kann, was er will" William S. Burroughs

 
 

 

Column One

- gegründet 1992 von Robert Schalinski, Rene Lamp & Eike Bölling in Berlin als ideologische Basis der Auseinandersetzung mit Strukturen, Philosophien & Medien
- Rene Lamp & Robert Schalinski arbeiteten bereits in den vorangegangenen Jahren an Kurzfilmen in Potsdam
- Einfluss auf die Gründung & Arbeit: Jugendlicher Leichtsinn, Radikaler Konstruktivismus, div. Cut-Up Methoden, DADA etc..
- Mittel: Verwerten, Zerschneiden & Entschlüsseln von dem, was wir uns als REALITÄT (tagtäglich) vorsetzen.
- Column One operates as collective. Besides the founding members a changing amount of various members circulates from project to project: Jerôme Soudan (Mimetic), Wojcek Czern (Zia Siodma Gora), Leo Solter (Kein Zweiter, Tornow), Hermann Bohlen, Peter Hollinger, R.U.Brain-Bridge...
- Column One is part of Methods To Survive Net.
- Collaborations with: Artefakt Mag., Jürgen Ploog, Genesis P-Orridge (Psychic TV, Throbbing Gristle), Tochnit Aleph (No is E etc.), Never Mind The World, Rex Joswig (H.I.P.), Quasister(PL), Pawel Koslowski (Miasto Nie Spalo), Marc Weiser (Rechenzentrum), Silksaw etc.

1991
- "Column" First exhibition with b/w photography & video installation in Bautzen (D)
- 1st tape & video release

1992
- Eike Bölling leave Column One to work on his own "netzach" project
- Andrew Loadman joined the group
- several releases

1993
- "Various Dreamdances" Performance, Video-installation, Exhibition in Potsdam (D)
- CO found the label: A.N.Column Release
- several releases & concerts

1994
- "Kriegsschauplätze" Exhibition, Video-installation, Performance, Festival Potsdam (D) ..feat. Contrastate, Edward Ka-Spel, Netzach, Leo Bullfrog, Za Siodma Gora, Rongwrong, Hafler Trio etc..
- several releases & concerts

1995
- "Das Individuellen Syndrom" Exhibition, Videoinstallation, Potsdam (D)
- Column One brought the network METHODS TO SURVIVE
- CO found the label: Cut-Up-Constructions Rec.
- several releases & concerts

1996
- Mr. Brain-Bridge joined Column One as grafic-designer & ...
- several releases & concerts

1997
- Aurika Kaja of Borrn joined Column One for some concerts
- several releases & concerts

1999
- Premiere of "File Under Homo sapiens" in Berlin - film by Column One
- several releases & concerts

2000
- Artist in Residence in PODEWIL / Berlin
- Video-premiere of "BRAUNSERVER" in Berlin
- "Electric Pleasure" - video-installation, concert, exhibition, Berlin
- several releases & concerts

2001
- Column One & other artists start "90%WASSER" (non-profit) Art-is-t label based in Berlin
- several releases & concerts

2002
- Jürgen Eckloff joined Column One
- several releases & concerts

2004
- Opening of Die Sibirische Zelle, Berlin
...

 
 

 

Column One Profile (angefordert von STATEART)

Birth of project:
1992

Artists:
Unüberschaubarer Haufen diverser Inkarnationen zb: Eyn Lump, Jürgen Eckloff, Tom Platt, Robert Schalinski, Andrew Loadman, Wojzek Czern, Rotraut Z, Jerome Soudan, Afanassi Viebeg, Eike Bölling etc etc etc.

Nationalities:
D, UK, F, PL,

Places of Residence:
Berlin

Why have you chosen the name “Column One ” and what does it mean for you?
“Column One” ist die Oberfläche, die erste Ebene auf der unser programmiertes Hirn funktioniert – die erste Spalte der Zeitungen, die Schlagzeile, der Einschaltquotenfänger… . Es ist auch die starre-statische Säule, die den Himmel stützt und so sein Herabstürzen verhindert.

What is the relationship between the members? (one-time, frequent, permanent collaboration)
Verschieden – ...verändert sich in der Zeit und zwischen den verschiedenen Mitgliedern. Ein Kern arbeitet konstant – als ganzes ist Column One mehr eine Idee als ein festes Ensemble von Menschen.

What is the idea behind your project?
Spielen lernen. Unordnung. Programmierte Lösungen vernichten. Sehen lernen.

What makes your project individual, different than others?
Absolut nichts.

How would you describe your music to someone who has never heard it?
Eine Kollage, die sich über unsere gesamte Arbeit erstreckt und dann erst sichtbar werden wird.

What instruments do you use and what is each member’s activity?
Keine Instrumente – alle Instrumente.

Do you have a musical background or training?
Nein.

Do you have to be in a particular mood when making music?
Nein.

Is the artwork for your release as important as the music?
Ja.

Are you involved with any other projects?
Ja.

Why did you start making music?
Keine Ahnung. Jeder will die erste Trompete spielen.

Do you think you have made personal progress while making your music?
Ja, aber eher “trotzdem” wir Musik machen.

What do you hope to accomplish through your music?


How do you feel about performing live?
Alles ist möglich.

What do you do besides your music?
Einen Fuß vor den anderen setzen & hoffen dass Geld vom Himmel fällt.


(Objekte: CO/Tom Platt)